Für den Raum Düsseldorf und Köln ist die Entscheidung Alt oder Kölsch eine Glaubensfrage und die Wahl wird dem Rheinländer mit dem Wohnort abgenommen. Die ansonsten feucht fröhlichen, rheinischen Frohnaturen verstehen bei diesem Bierthema kein Spaß. Zu tief sitzt der Stachel. Der Kölner greift zu seinem Kölsch und der Düsseldorfer zum Altbier seiner jeweiligen Lieblingsbrauerei. Für alle anderen Biertrinker ist die Bierwahl eher eine Geschmacksfrage und der Bierkrieg der beiden rheinischen Städte schwer nachzuvollziehen. yourbrandedbeer schaut sich die beiden Biersorten sowie die Fehde der nahe beieinander gelegenen Metropolen genauer an.
Alt oder Kölsch – Beides obergärige Biere
Für den Kölner ist der Genuss eines Alt eine der schlimmsten Erfahrungen, beim Düsseldorfer verhält es sich umgekehrt. Dabei liegen die beiden Biere produktionstechnisch nicht weit auseinander, genau wie die beiden Städte geographisch dicht an dicht liegen. Sowohl das Kölsch, als auch das Altbier sind obergärige Vollbiere. Für das Brauen wird obergärige Hefe verwendet. Der Unterschied liegt in der Farbe. Das Kölsch ist von heller, goldgelber Farbe und das Alt eher dunkler. Die Farbunterschiede werden durch das Malz verursacht. Beim Alt wird das Malz länger geröstet und ist dadurch dunkler. Eins haben beide Parteien gemeinsam: Die beiden Biersorten werden aus 0,2 Liter Biergläsern getrunken. Egal ob Düsseldorfer oder Kölner, hier ist man sich einig. Das liegt an einem einfachen Grund. Ein obergärig gebrautes Bier verschalt schneller an der Luft. Schauen wir uns die Biere im einzelnen an. Liebe Kölner, die Reihenfolge der Betrachtung stellt in diesem Fall keine Wertung dar, ist lediglich eine alphabetische Sortierung. Nicht, dass es an dieser Stelle Kölner-Proteste hagelt.
Alt
Das Altbier, kurz Alt genannt, findet seinen Ursprung im Westfalen und im angrenzenden Niedersachsen. Die Bezeichnung Alt bedeutet ein Bier nach alter Brauart gebraut. Früher wurde das Bier grundsätzlich obergärig hergestellt. Es gab keine ausreichende Kühlung während des Gärprozesses, so dass die obergärige Hefe bei einer Umgebungstemperatur von 15 bis zu 20 Grad die Lösung fürs Bier brauen war. Die dunkle Farbe entsteht durch die längere Röstzeit des Malzes. Je nach Brauerei und dem hauseigenen Brauprozess entsteht so ein Alt von bernsteinfarbener bis dunkelbrauner Farbe. Vom Geschmack her wird das Alt als malziger, herber und bitterer als das mildere Kölsch empfunden. Der durchschnittliche Alkoholgehalt liegt bei 4,8 Prozent und die Stammwürze um die 11,5 Prozent. Mit acht bis zehn Grad Celsius liegt die Verkostungstemperatur etwas über dem Kölsch, das am besten bei sechs bis acht Grad Celsius getrunken wird. Die bekanntesten Altbier-Brauereien sind das Füchschen, Schumacher, Uerige, Diebels und Schlüssel. Bis auf die Diebels Brauerei handelt es sich um lokale Düsseldorfer Hausbrauereien. Die Altbier Hochburgen sind Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach.
Kölsch
Beim Kölsch handelt es sich um eine geographisch geschützte Herkunftsmarke, ähnlich dem Münchener Hell. Ein Kölsch darf dem EU-Siegel nach nur so genannt werden, wenn es aus dem Großraum Köln stammt. Der Geschmack ist von milder Natur und seine Farbe hellgelb. Produktionstechnisch handelt es sich beim Kölsch um ein helles, gefiltertes obergäriges Vollbier. Vergoren wird das Bier bei einer Temperatur zwischen ca. 14 und 16 Grad Celsius und damit etwas kühler als bei den übrigen obergärigen Bieren. Herauskommt ein Kölsch mit einem durchschnittlichen Alkoholgehalt von 4,8 Prozent und einer Stammwürze von in etwa 11,3 Prozent. Getrunken wird das Kölsch – ebenso wie das Altbier – aus einem 0,2 Liter fassenden Glas. Der Unterschied liegt nicht im Volumen, sondern am Glas selbst. Das Kölschglas, auch Stange genannt, ist dünnwandiger als sein Pendant aus Düsseldorf. Serviert wird das Kölsch meist in einem Kranz. Ein rundes Tablett, auf dem bis zu 18 Stangen Platz finden. Der Köbes, der Kölner Kellner, kann so schnell für Nachschub bei den schnell geleerten Gläser sorgen. Noch eine Eigenheit gibt es, um die durstigen Kehlen nicht vertrocknen zu lassen. Solange kein Bierdeckel auf das Glas gelegt oder die Rechnung verlangt wird, bekommt der Gast der meisten Kölner Brauhäuser und Kneipen immer ein frisch gezapftes Kölsch gebracht. Die bekanntesten Vertreter der Kölsch Zunft sind Früh, Gaffel und Reissdorf. In einem Punkt ist das Kölsch laut dem Brauereiverband NRW dem Altbier unumstritten überlegen: Mit einem fast doppelt so hohen Marktanteil ist es umsatzstärker als sein lokaler Nachbar.
Der Bayer kann mit beiden Bieren nicht viel anfangen, schon gar nichts mit der kleinen Biermenge. Er liebt sein Helles aus mindestens einem 0,5 Liter Bierkrug oder gleich als Maß (1 Liter) getrunken. Was immer euer Lieblingsbier ist, nehmt nicht alles so bierernst. Und was den rheinländischen Bierkrieg betrifft: Was sich neckt, liebt sich. Es heißt die Braumeister veranstalten gemeinsame Stammtische, halten zusammen und trinken – schon aus beruflichen Gründen – gerne beides und durchaus durcheinander.
In diesem Sinne, Prost zusammen! Das vereint alle Biertrinker.
P.S.: Beim Autor – Carsten – handelt es sich um einen in Bayern lebenden Exil-Dortmunder, der gerne in Düsseldorf und Köln ist. Bier-technisch zerreißt es ihn zwischen Pils, Helles, Kölsch und Alt. In jedem Fall muss das Bier gut gebraut und von Qualität sein. Billige Plörre kommt ihm nicht ins Haus.
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