Karneval wird gefeiert und so manch Bier, Pils, Kölsch, Wein und Schnapps fließt die Kehlen runter. Der Abend ist heiter bis lustig, der nächste Tag kann schon mal etwas schwerfällig beginnen. Schon im Alten Testament heißt es: “Weh euch, die ihr schon früh am Morgen hinter dem Bier her seid und sitzen bleibt bis spät in die Nacht, wenn euch der Wein erhitzt. (Buch Jesaja 5,11)”. Der Alkohol und die Menschen gehören seit tausenden Jahren zusammen. Gebraut wurde der Vorgänger der heutigen Biersorten – das Met – vermutlich das erste Mal vor rund 10.000 Jahren. Mit dem Alkoholgenuss ist der Kater in unser Kulturgut eingezogen und rund 75 Prozent der nicht Abstinenten hatten bereits Bekanntschaft mit einem Hangover gemacht.
Was ist ein Kater?
In der Wissenschaft wird der Kater als Veisalgia bezeichnet. Das Kunstwort ist eine Zusammensetzung aus dem norwegischen Wort kveis, was soviel bedeutet wie Unwohlsein nach einem Gelage und dem griechischen Wort ἄχος (Lagos), was übersetzt Schmerz heißt. Für den heute geläufigen Begriff Kater herrscht Unklarheit über seinen Wortstamm. Eine mögliche Erklärung ist die Abstammung von dem griechischen Wort katarrhein, was übersetzt herunterfließen bedeutet. Das leuchtet zwar ein, ist aber keine gesicherte Erkenntnis. Eine weitere Vermutung ist die Ableitung von Katarrh, womit die Erkältung gemeint ist. In der Umgangssprache wird der wenig geliebte, aber in Kauf genommene Kater, auch als Brummschädel, Kopf oder Hangover bezeichnet.
Obwohl der Kater schon bei den Griechen und Ägyptern beschrieben wurde, gibt es keine einheitliche Definition dafür. Allgemein wird damit der Zustand nach dem Konsum einer hohen Dosis Alkohol beschrieben. Wissenschaftlicher formuliert ist der Kater die Anwesenheit von mindestens zwei Symptomen aufgrund einer Alkoholintoxikation. Die Symptomkomplexe beeinträchtigen unsere körperliche Leistungsfähigkeit erheblich und äußern sich in Kopfschmerzen, Schwächegefühl, schlechter Allgemeinzustand, Durchfall, Appetitlosigkeit, Schlafproblemen, Durst, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Zittern, Herzjagen, erhöhter Blutdruck, Müdigkeit, Übelkeit, bis hin zu Angstzuständen und einer Depression.
Wie entsteht ein Kater?
Der Kater danach ist bis heute kaum erforscht. Wissenschaftler begrenzen sich in ihren Studien auf die langfristigen Folgen des Alkoholkonsums sowie den akuten Rausch. Daher gibt es keine einheitliche Meinung woher der Kater wirklich kommt. Gesichert ist die Erkenntnis, dass mehrere Ursachen oder ein Mix dafür verantwortlich ist. Welche möglichen Gründe in Frage kommen, zählen wir im folgenden auf.
Die Schlafqualität leidet
Obwohl der Alkohol uns schnell Einschlafen lässt, sorgt dieser für einen unruhigen und damit ungesunden Schlaf. Der Alkohol fördert durch den Abbau der Alkoholkonzentration den Tiefschlaf und vernachlässigt den Traumschlaf, die sogenannten REM-Schlafphasen. Für die richtige nächtliche Erholung sind beide Schlafphasen wichtig.
Wasserentzug
Der Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit. 50 Gramm Alkohol mit ca. 250 Milliliter Wasser führen zu einer Ausscheidung von 600 bis 1.000 Millilitern Urin. Zur Veranschaulichung: 50 Gramm Alkohol entsprechen ungefähr einem Liter Bier. Des weiteren unterdrückt Alkohol die Produktion des Peptidhormons ADH (Antidiuretische Hormon), was zu gesteigertem Harndrang führt. Das Hormon ist für die Rückgewinnung von Wasser aus dem Primärharn verantwortlich. Als Folge verspüren wir Durst, trockene Mundschleimhäute und Schwindel. Durch den erhöhten Wasserverlust und die Dehydrierung wird das Blut dicker, was zu einer Reizung der Hirnhaut und zu Kopfschmerzen am nächsten Morgen führen kann. Wissenschaftlich ist der niedrige ADH-Spiegel allerdings nur während eines Gelages nachgewiesen. Am nächsten Morgen sind die Werte normal und damit nicht alleine verantwortlich für die Kater-Symptome. Der Wasserverlust kann auch durch Schwitzen, Erbrechen, Durchfall herbeigeführt werden. Dadurch kann unser Elektrolytehaushalt – die Salze wie Kalium, Natrium und Magnesium – in ein Ungleichgewicht fallen. Einen gesicherten Beweis für den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Wasserentzug und Stärke des Katers gibt es nicht.
Der Wassergehalt des Körpers ist der Grund warum in jungen Jahren der Kater verträglicher ausfällt. Der Anteil an Wasser im Körper ist höher als bei älteren Menschen und dadurch ist der Blutalkoholspiegel pro getrunkener Menge Alkohol niedriger.
Fuselalkohole
Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kater und Fuselalkoholen belegen. Unter Fuselalkohl versteht man die im Produktionsprozess der Gärung entstehenden Stoffe wie Methanol und langkettige Alkohole. Hier gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Fuselakohol und Stärke des Katers. Deswegen sagt man übrigens, dass farblose Alkoholika besser verträglich sind, weil die Konzentration an Fuselakohol in diesen geringer ausfällt, als in farbigem Alkohol.
Giftige Abbauprodukte
Beim Abbau des Alkohols, korrekt gesagt Ethanol, in der Leber entsteht Acetaldehyd. Dieser giftige Stoff ist langfristig krebserregend und führt zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, einem roten Kopf und schnellem Puls. Acetaldehyd ist ein Zwischenprodukt beim Ethanolabbau und wirkt sich schädlich auf die körpereigenen Eiweiße aus. Durch unser körpereigenes Enzym ALDH (Aldehyddehydrogenase) wird es in die ungiftige Substanz Essigsäure umgewandelt. Manche Menschen und vor allem Asiaten mangelt es an ALDH. Das Acetaldehyd lagert sich im Körper ab. Schuld daran sind zwei Genvarianten. Die erste Genvariante sorgt für den schnellen Wandel in Acetaldehyd und die zweite sorgt für den langsameren Abbau. Dadurch “vertragen” diese weniger Alkohol und verspüren auch nicht die “Glücksgefühle”. Alkoholische Getränke mit hohem Zuckergehalt, wie eine Bowle oder Glühwein, hemmen im Köper den Abbau von Acetaldehyd, durch den Zuckergehalt. Außerdem ist diese giftige Substanz der Auslöser für die sogenannte Flush-Reaktion, die sich in einem hochroten Kopf und geröteter Haut äußert.
Das Acetaldehyd für einen stärkeren Kater verantwortlich ist, passt auch zu der Erfahrung, dass sich die Kater-Symptome mit dem Rauchen von Zigaretten verstärken. Diese enthalten eine große Menge an Acetaldehyd.
Unterzuckerung
Ein hoher Alkoholkonsum führt zu einem Mangel an Zucker in unserem Blut. Ob dieser Glukosemangel Auswirkungen auf den Kater hat, ist nicht bekannt. Für Diabetiker oder Alkoholiker kann die Unterzuckerung lebensbedrohlich sein.
Alkohol reizt den Magen und Darm
Der Magen bekommt mit der Zufuhr von Alkohol einiges zu tun. Zum einen wird die Produktion von Salzsäure im Magen gefördert und zum anderen die Schleimhäute direkt gereizt. Beides sorgt für einen Angriff auf Darm und Magen und führt zur alkoholischen Gastritis.
Kein Seelentröster
“Alkohol am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.” Ein geläufiger Spruch, den systematische Untersuchungen widerlegen. Die getrübte Laune wird dadurch nur verdrängt und eher schlechter. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen mit Ängsten, Schuldgefühlen und schwierigen Lebensumständen häufiger einen Kater bekommen als andere.
Wie kann man den Kater vermeiden?
Eine Langzeitstudie der Universität Exeter in Großbritannien fällt ziemlich ernüchternd aus. Die Untersuchungen zwischen 1951 und 2005 haben gezeigt, dass es keine wirkliche Methode zur Katerbekämpfung gibt. Das einzige wissenschaftlich fundierte Rezept gegen den Kater ist weniger Alkohol zu trinken. Es gibt aber ein paar Dinge, die bei Beachtung zu einer Abschwächung des Hangover führen.
Hilft das berühmte Konterbier?
In gewisser Weise hilft es schon, denn die erneute Alkoholzufuhr schwächt die Entzugserscheinungen. Allerdings verschiebt es den Kater nur in die Zukunft und kann keine dauerhafte Lösung sein.
Die besten Tipps gegen den Kater
Die Vorsorge ist besser als die Nachsorge. Ein paar einfache Maßnahmen verhindern, beziehungsweise reduzieren den Kater am nächsten Morgen.
- Alkohol mit niedrigerem Methanolgehalt den Vortritt geben
- Nicht auf nüchternen Magen trinken
- Rauchen vermeiden
- Bei einer Getränkekategorie und einem “Giftstoff” bleiben
- Zwischendurch ein Glas Wasser trinken
- Vermeiden sie alkoholische Getränke mit Zucker
- Aspirin oder Ibuprofen einnehmen, ein Medikament auf Basis Acetylsalicylsäure
- Zeit, nach 8 bis 24 Stunden ist der Kater vorbei
Katerfrühstück – der Morgen danach
Die feucht-fröhliche Nacht ist zu Ende und der Kater und Kopfschmerzen plagen euch trotz der Tipps, dann hilft vielleicht eine Aspirin oder Ibuprofen. Das Medikament sollte in jedem Fall auf Basis des Wirkstoffs von Acetylsalicylsäure hergestellt sein, da diese nicht von der Leber abgebaut werden. Die hat ohnehin bereits genug Arbeit. Das ist auch der Grund, warum Paracetamol nicht geeignet ist für die Bekämpfung von alkoholisch bedingten Kopfschmerzen. Ein Pfefferminzöl kann die Kopfschmerzen lindern, die ätherischen öle sorgen für eine Entspannung der Kopfmuskulatur sowie deren Durchblutung. Dazu einfach ein paar Tropfen auf die Stirn und Schläfen geben.
Das Frühstück ist die schönste Mahlzeit am Tag und frühstücken wie ein Kaiser nach der durchzechten Nacht besonders empfehlenswert. Viel mineralische Flüssigkeit, dazu fett- und eiweißreiche Lebensmittel, wie beispielsweise ein Rollmps, und schwups geht es wieder besser. Für wen das nichts ist, der kann auch auf Essiggurken, Gemüseeintöpfe, Salzbrezeln, Tomatensuppe oder -Saft mit Salz zurückgreifen. Bei den Getränken am besten auf Kaffee verzichten und viel stilles Mineralwasser oder Fruchtschorlen trinken. Die Unterzuckerung ist übrigens verantwortlich für unseren Heißhunger auf deftige, fettige Speisen.
Ansonsten heilt die Zeit die Katerwunden. Das heißt: Schonen Sie sich und den Körper! Der Körper arbeitet auf Hochtouren an den Konsequenzen der Nacht und braucht Energie. Zusätzliche Energieproduktionen durch sportliche Aktivitäten und kaltes Duschen sind wenig sinnvoll. Der Körper badet schon genug aus. Gegen einen ausgedehnten Spaziergang an frischer Luft ist nichts einzuwenden. Nach 8 bis 24 Stunden dürfte der größte Spuk vorbei und ihr so langsam aber sicher wieder auf dem Damm sein.
Jetzt wißt ihr bestens über den Kater, seine Folgen und die Vermeidungsstrategien Bescheid. Damit ihr für die kommende Karnevalsfeier und die nächste Party gerüstet seid, verrät euch yourbrandedbeer den ultimativen Geheimtipp warum wir nie einen Kater bekommen: Das letzte Bier ist laut einer Studie meistens schlecht, drum trinken wir nach dem Letzten immer ein Sicherheitsbier. Cheers!
via Postillon24
Foto: Radka Schöne / pixelio
Quellen:
BMJ 2005;331:1515-1518 (24 December), doi:10.1136/bmj.331.7531.1515, Max H. Pittler et al.: Interventions for preventing or treating alcohol hangover: systematic review of randomised controlled trials
Robert Swift, M.D., Ph.D. and Dena Davidson, Ph.D., NIAAA Alcohol Health and Research World, January 14, 2002, Alkohol Hangover, Mechanisms and Mediators (pdf)