Weizenbier – ein Bier von Adel

Seine Hochburg liegt eindeutig in Bayern: Weizenbier ist wohl das bayerischste aller Biere. Von hier aus trat es seinen beachtlich erfolgreichen Weg nach Norden an.

Bürgerliche und adelige Braumeister konkurrierten schon in früheren Jahrhunderten bei der Herstellung des beliebten Weizenbieres oder Weißbiers. Als das bayerische Herrscherhaus 1567 das Brauen von Weizenbier verbot, änderte sich dies schlagartig. Die herrschaftliche Begründung war fadenscheinig: Es sei „ein unnützes Getränk, das weder führe noch nähre, noch Kraft und Macht gäbe, sondern nur zum Trinken reize“. In Wahrheit sollte der kostbare Weizen nicht weiter zum Bierbrauen verwendet werden. Eine Ausnahme machte der bayerische Herzog nur beim niederbayerischen Geschlecht der Degenberger, dem Wilhelm IV., der Begründer des Reinheitsgebotes, schon 1529 das Recht verliehen, aus Weizen Bier zu brauen. Nach dem Tod des letzten Degenbergers fiel sein Besitz, und damit auch das alleinige Recht, Weizenbier zu brauen, an das bayerische Herrscherhaus unter Maximilian I. zurück. 1605 wurde in München, dort wo heute das weltberühmte Hofbräuhaus steht, das Weisse-Bräuhaus gegründet. Hier ließ Herzog Maximilian das Weizenbier selbst brauen und – auch unter Androhung des Entzugs des Wirtsrechts – an Wirtshäuser verkaufen. Aufgrund der guten Einnahmequelle entstanden überall weitere kurfürstliche Brauhäuser, sehr zum Verdruss der Braunbierbrauer. Mitte des 18. Jahrhunderts hatten diese ihre Methoden aber soweit verbessert, dass das Braunbier den Bayern besser schmeckte und das kurfürstliche Weißbier eine Weile aus der Mode kam. Der guten Einnahmequelle beraubt, verzichtete das Fürstenhaus auf sein Privileg des Weizenbierbrauens und das Bier wurde wieder bürgerlich. Der Verzehr von Weizenbier heutzutage würde selbst die geschäftstüchtigen Wittelsbacher neidisch machen: Etwa sechs Millionen Hektoliter des bayerischen Biers werden heute jährlich getrunken.

Weizenbier hat relativ viel Kohlensäure. Dies und der fruchtige Geschmack machen es so erfrischend. Deshalb ist es im Sommer besonders beliebt – vor allem im Biergarten. Etwa die Hälfte des gesamten Weißbieres wird in der Gastronomie getrunken. Die Auswahl ist dabei groß. Neben den klassischen naturtrüben, ungefilterten Hefeweizen in Hell und Dunkel bieten viele Brauereien auch klare oder Kristall-Weizen an. In einigen Regionen werden auch Weizen-Starkbiere angeboten.

Ganz wichtig beim Weizen ist die Kunst es richtig einzuschenken. Wer als Laie schon einmal versucht hat, ein Weizen einzuschenken, weiß, dass dieses Bier ein „überschäumendes“ Temperament entwickeln kann. Am Anfang steht das typische Weißbierglas, denn nur aus ihm schmeckt es richtig – richtig gut. Durch die Höhe und das leicht Geschwungene kann die Kohlensäure beim Einschenken eine schöne Schaumkrone entwickeln. Die Flasche wird schräg zum Glas gehalten und dann das Weizenbier eingeschenkt, bis die Schaumkrone den Rand erreicht hat. Anschließend wird das Bier eine Weile stehen gelassen, bis sich der Schaum abgesetzt hat. Dann kann vorsichtig nachgegossen werden.

Auch wenn einige es für schick halten: Bitte! Zitronenscheiben haben im Weißbier nichts zu suchen! Sie verfälschen nur den Biergeschmack und zerstören die Schaumkrone. Auch Salz- oder Reiskörner machen das Weizen nicht besser. Sie sorgen nur dafür, dass die Kohlensäure schneller entweicht und das Bier schal wird.

  • Verbreitung: Breitet sich, vom Süden kommend, immer weiter nach Norden aus
  • Biergattung: Vollbier
  • Stammwürze in %: mindestens 11 und 14
  • Alkoholgehalt in % vol: ca. 5,4
  • Bierart: Obergärig
  • Charakteristik: Kristallklares oder leicht hefetrübes, spritziges Bier mit einem fruchtigen und würzigen Geschmack, helle oder dunkle Färbung
  • Trinktemperatur: schmeckt am besten gut gekühlt aus dem Kühlschrank