Egal, wie oft Ihr sie in den letzten Tagen und Wochen in der Hand hattet und wie sehr Ihr jede Rundung an ihr genossen habt, habt Ihr sie wirklich zu schätzen gewusst? Die Rede ist natürlich von der Bierflasche.
Denn was nach einem einfachen Behältnis aussehen mag, ist doch raffinierter konstruiert als Ihr vielleicht annehmen mögt, denn vom Pfand der Bierflasche über ihren Verschluss gibt es viele Einzelheiten, die ein größeres Ganzes mit leckerem Innenleben zusammenfügen.
Vom Fass in die Flasche – die Geschichte der Bierflasche
Natürlich gibt es immer noch gezapftes Bier und von der Kneipe bis zum Campingplatz erfreuen Fässer und Fässchen sich nicht abreißender Beliebtheit. Doch während Bier bereits seit mehreren Jahrtausenden in der ein oder anderen Form zwischen Mesopotamien und Pilsen gebraut wurde, beginnt die Geschichte der Bierflasche in unseren Breitengraden Mitte des 19. Jahrhunderts. Um ca. 1870 war Flaschenbier im Reichsgebiet bereits verbreitet. Als Bierflaschenverschluss diente damals bereits der Bügel, eine übrigens typisch deutsche Eigenart des Verschlusses. Anders als heute wurde das Bier damals in Literflaschen exportiert, dafür war es auch mit gerade einmal einem Prozent Alkohol auch nicht so stark wie heute.
Seinen Siegeszug hat das Flaschenbier vor allem den veränderten Konsumgewohnheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu verdanken. Die Flaschenvermarktung war für die Brauereien schlichtweg ertragreicher und die Herren in urbanen Gebieten konnten fortan auch im trauten Heim ein Pils genießen.
Durch das 20. Jahrhundert zog sich schließlich ein Umstieg auf die leichteren und damit leichter transportablen Bierdosen, die jedoch durch die Einführung des Dosenpfandes einen starken Rücklauf erlebten. Als Einwegbehältnisse werden Dosen mit 25,- Cent taxiert, während eine der Einsatz als Mehrwegbehältnis nur acht Cent Pfand für eine Bierflasche bedeutet.
Die Einführung des Pfandes hat jedoch nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Auswirkungen. Denn schließlich ist der Einsatz von Mehrwegflaschen deutlich umweltverträglicher als der von Bierdosen, die mit erheblichem Energieaufwand recycelt werden müssen.
Warum die Flasche ist wie sie ist
Bierflaschen gibt es in vielen Formen und Farben, wenn Ihr wirklich Eure Freunde beim nächsten Abend in der Kneipe beeindrucken wollt, dann findet Ihr hier das nötige Fachwissen.
Die klassische Bierflaschenform mit zylindrischem Körper und aufgesetztem verjüngten Hals ist eine kleinere Version der Weinflasche. Man spricht hier auch von Langhalsflaschen oder Longneckflaschen.
Seit den 60ern fand die sogenannte Steinieflasche eine immer größere Verbreitung, diese ist etwas kompakter und bruchsicherer. Umgangssprachlich wird sie auch liebevoll Molle genannt, neben der kleinen Bauart ist vor allem der zusätzliche Schwung am Hals ein markantes Merkmal dieser Bierflasche.
Ergänzt werden die Flaschenformen für 0,33 Liter Bierflaschen durch die Vichyflasche, eine kleinere, schmalere Version der NRW-Flasche.
Das NRW-Modell ist eine modernisierte Bierflasche für den halben Liter. Die NRW-Flasche hat ab Ende der 1980er Jahre der bis dahin üblichen Euro-Flasche den Rang abgelaufen. Beide Flaschentypen zeichnen sich durch einen zylindrischen Körper aus, auf dem der Hals ansetzt und sich ab dem Ansatzpunkt langsam verjüngt. Die NRW-Flasche ist dabei etwas gestreckter als die Euro-Flasche und hat einen eleganter geschwungenen Hals.
Derzeit werden alle Formen von Bierflaschen hergestellt, auch die eigentlich ausgemusterte Euro-Flasche wird aus Traditionsgründen von vielen Brauereien bevorzugt. Wir bei yourbrandedbeer lieben die Euro-Flasche. Sie liegt gut in der Hand und gefällt uns im Design.
Nun mag die Form der Flasche sich nicht unbedingt auf den Geschmack auswirken, bei der Flaschenfarbe sieht dies allerdings anders aus.
Bierflaschen werden in klareren Behältnissen verkauft. Dies hat seinen Ursprung in den Testverfahren für Verunreinigungen. Vollkommen undurchsichtige Flaschen sind daher nicht praktikabel. Dass Bierflaschen zumeist braun oder grün gefärbt sind, hat etwas mit chemischen Zersetzungsprozessen zu tun. Ultraviolettstrahlung kann die Hopfenbitterstoffe zersetzen und hat damit einen merklichen Einfluss auf den Geschmack. Da nicht dauerhaft sichergestellt werden kann, dass Flaschenbier lichtgeschützt gelagert wird, soll die UV-Strahlung durch die Flaschenfärbung vermieden werden. Braunglas ist nicht nur effizienter in der Glasproduktion herstellbar, sondern ist auch besser dazu geeignet, kurzwelliges Licht zu absorbieren. Dass dennoch so viele Hersteller auf grüne Flaschen setzen, hat eher etwas mit der Identität ihrer Marke und einer besseren Unterscheidbarkeit zu tun. Vollkommen transparentes Glas kommt immer dann zum Einsatz, wenn die besondere Farbe des Bieres zur Schau gestellt werden soll – zu beachten ist hier jedoch ein Schutz vor längerer Lichteinstrahlung.
Unterschiedliche Verschlüsse und Methoden der Öffnung
Grau ist alle Theorie und was nutzt Euch das größte Fachwissen, wenn Ihr nicht an den Inhalt kommt?
Der Bügelverschluss ist ein Klassiker und eine solche Bierflasche zu öffnen in der Regel kein Problem. Schwierigkeiten gibt es hier eher beim lauten Plopp, denn allzu oft zischt die unter Druck stehende Flasche nur leise vor sich hin. Um genau diesen Sound zu garantieren, wurden in den letzten Jahren sogar optimierte Verschlüsse entwickelt, die bald ihren Weg in den Handel finden. Bis dahin müssen Biertrinker sich trösten: Zischen kommt vor.
Verlässlicher ist da das Zischen des Kronkorkens, doch nur allzu oft fehlt der nötige Flaschenöffner. Das ist prinzipiell kein Problem, denn den Kronkorken aufzuhebeln, ist nur eine Frage des richtigen Hebels. Über den Hebeldruck werden die Kronen gelöst, bis der Innendruck automatisch mit einem beherzten Zischen austreten kann.
So lässt sich eine Bierflasche mit einer anderen Flasche öffnen, solange der Hebel knapp unter dem ansetzenden Hals durch die aufliegende Hand fixiert wird. Das funktioniert auch mit dem klassischen Feuerzeug oder jedem anderen Gegenstand, der hart und schmal genug ist. Das gilt auch für Schraubenzieher und Schlüssel, wobei Ihr natürlich nicht den Bart des Schlüssels verwenden solltet, falls dieser sich beim Öffnen verbiegt.
Gut geeignet sind auch harte Tischkanten oder der Rand eines Bierkastens. Der beeindruckende Vorteil? Hier kann der Hebel an der Bierflasche schnell durch einen Schlag auf den Kronkorken erzeugt werden.
Wollt Ihr besonders kreativ werden, könnt Ihr die Bierflasche öffnen, indem Ihr Papier nutzt. Längs gefaltet, quer gefaltet, noch drei Mal längs und zum Hufeisen verbogen ist das Papier hart genug, um dem Hebel standzuhalten.
Und der Vollständigkeit halber sei hier noch einmal erwähnt: Einen Bierflaschenverschluss mit den Zähnen zu öffnen, ist natürlich tabu. Das mag funktionieren und sicher kennt Ihr jemanden, der das ständig macht. Aber wollt Ihr wirklich Eurem Zahnarzt erklären, warum Euch an jedem Schneidezahn eine Ecke fehlt?
Die Bierflasche ist ein Wunderwerk praktischer Ingenieurskunst, jeder Schwung durchdacht, sie ist ökologischer als die Alternativen und schützt ihren Inhalt vor schädlicher UV-Strahlung – genießt sie also mit einem breiten Lächeln ohne fehlende Zähne.